B-TW 129 / 2022, Bielersee

Über dem Bielersee

Tageswanderungen vom 1. März 2022


Zauberhafte Wege über dem See

«Ein lindes, leises Lüftchen wehte über den Felsen, auf welchem der weisse Pavillon steht. Er gleicht einem kleinen griechischen Tempel, und man kann ihn schon aus weiter Ferne sehen, wie er so schlank aus dem grünen Gebüsch hervorragt. Der Felsen erhebt sich steil über dem Rand unseres Sees. Nur schmale Fusspfade führen über ihn, und daher muss man sorgsam auf die Schritte achtgeben.» Diese Zeilen hat um 1914 der Schriftsteller Robert Walser über den Pavillon Felseck oberhalb von Biel geschrieben. Der Pavillon steht noch. Walser beschreibt die Stimmung an einem Sommerabend. Doch auch an einem frühen Frühlingstag ist der Pavillon Felseck reizvoll, wie sich unsere Wandersleute überzeugen können.

Der Frühling macht sich schon mit den ersten Primeln, Schlüsselblumen, Veilchen, und Leberblümchen bemerkbar.
Nach einem Startkaffee in Biel sind wir hinaufgestiegen zum Pavillon. Noch sind die Büsche und die Bäume kahl. Doch damit können wir auf dem weiteren Weg zum Holestein durch den Wald immer wieder auf den See sehen. Es ist ein Sonnentag wie im Bilderbuch. Und sogar das Alpenpanorama ist trotz etwas Dunst erahnbar.

Auf den Mittag erreichen wir den Holestein, jenen mächtigen Block aus Montblanc-Granit, der der Gletscher einst so kunstvoll auf die Kalksteine platziert hat, dass man meinen könnte, es handle sich um einen Dolmen, eine sagenumwobene Grabstätte aus dem Altertum. An diesem mystischen Ort machen wir Mittagsrast.

Weiter geht es dann wegen der temporären Sperrung (Sturmschäden) des Weges über die Schlossflue mit einem kleinen Umweg über Gaicht hinunter zum Mont Bijou und zum Chapf. Hier geniessen wir einen wunderschönen Ausblick über die Rebberge, über Twann und über den Bielersee mit der Petersinsel.

Nach kurzem, steilem Abstieg kommen wir auf den Rebenweg, der uns bis kurz vor die Twannbachschlucht bringt. Wir steigen dann ab nach Chlyne Twann, wo ein kurzer Abstecher zum Twannbachfall sich lohnt.

Der letzte Teil des Weges führt dann über den reizvollen Pilgerweg zur Kirche Ligerz, wo wir uns nochmals eine sonnige Rast gönnen, bevor wir zum Bahnhof Ligerz absteigen.

Das linde und leise Lüftchen von Walser hatten wir nicht. In Gaicht wehte uns sogar ein ziemlich kühler und scharfer Wind entgegen. Aber an der Seite über dem See ist es zu dieser Jahreszeit schon oft angenehm warm.

1. März 2022 / Simon Johner

Bilder von Werner Spahni und Otto Bucher

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